Kreisgruppe Ostholstein

Drei wichtige Gründe für Streuobstwiesen

1. Artenschutz auf Streuobstwiesen
Streuobstwiesen sind ein Hotspot der Artenvielfalt. Sie bieten Platz für tausende
verschiedene Lebewesen und trägt damit zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei. Je
nach Größe, Standort und Pflegezustand der Anlage können sich bis zu 5.000
verschiedene Tier- und Pflanzenarten in diesem strukturreichen Lebensraum
ansiedeln. Die Kombination aus mehr oder weniger alten Obstbäumen und extensiv
genutztem Grünland schafft ideale Voraussetzungen für eine hohe Biodiversität. Mit
der Anlage von vielfältigen Strukturelementen für Nützlinge, wie Stein- und
Totholzhaufen, Teichen oder Hecken, kann man die Artenvielfalt auf der
Streuobstwiese zusätzlich fördern. Dies stabilisiert das ökologische Gleichgewicht
und macht den Einsatz von Pestiziden überflüssig.


2. Klimaschutz durch Streuobst
Der Erhalt von Obstwiesen leistet einen Beitrag zum Klimaschutz, denn
Streuobstwiesen dienen als Kohlenstoffspeicher. Die Obstbäume sind lebendige
Luftfilter und Sauerstoffproduzenten. Während der Photosynthese werden aus
Wasser, Energie und Kohlenstoffdioxid Traubenzucker und Sauerstoff hergestellt. So
binden die Pflanzen das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid und lagern es in ihrer
Biomasse ein. Auch das Grünland speichert je nach Bodentyp und Wasserstand
Kohlenstoff.
Die Früchte der Wiesen werden in der Regel in der Region verzehrt oder verarbeitet
und verbessern dadurch die Klimabilanz. Das Obst aus dem Supermarkt wird meist
unter starker Kohlenstoffemission aus der ganzen Welt importiert. Durch die kurzen
Transportwege haben die Früchte von der Streuobstwiese auch die Möglichkeit,
unter natürlichen Bedingungen am Baum zu reifen. Das Import-Obst hingegen wird
meist unreif geerntet und in Klimacontainern begast, um die Reife termingerecht zu
erreichen.
Die Streuobstwiesen befinden sich ebenso meist in der direkten Umgebung der
Menschen, so dass diese nicht mit dem Auto die Wiese oder den Wochenmarkt
ansteuern, sondern zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Auch dies schont das Klima.
Auch indirekten Klimaschutz kann man auf Streuobstwiesen betreiben. Sie bieten
einen entspannten Raum, um während der Pflege- und Erntearbeiten Menschen aus
der Umgebung kennenzulernen und neue Kontakte zu knüpfen.


3. Bewahrung genetischer Vielfalt auf der Streuobstwiese
Auf Streuobstwiesen gibt es nicht nur unterschiedliche Obstarten, sondern auch viele
verschiedene Sorten.
Weltweit gibt es über 20.000 Apfelsorten, in Deutschland sind rund 2.000 offiziell
bekannt. Darunter sind allerdings auch zahlreiche Mutanten und Synoyme von ein
und derselben Sorte, das heißt: Dieselbe Frucht kann in verschiedenen Regionen
Deutschlands einen unterschiedlichen Namen tragen.
Der großen Vielfalt alter Obstsorten an Formen, Geschmack und Verwendungsarten
steht meist nur eine Handvoll Sorten im Supermarkt gegenüber. Zu den beliebtesten
zählen Elstar, Gala, Jonagold, Golden Delicious und Granny Smith. Lokale Sorten
findet man in den Supermärkten in der Regel nicht. Dafür muss man schon in einen
Bioladen oder auf den Wochenmarkt gehen.
Bei der Bewahrung der Vielfalt geht es allerdings nicht nur darum, eine
abwechlunsgreiche Palette an unterschiedlichen Apfelaromen zu kreieren, sondern
um den Erhalt von genetischen Ressourcen. Viele alte Obstsorten sind wesentlich
robuster und besser an regionale Standortfaktoren angepasst, als die modernen
Hochleistungssorten. Gerade hinsichtlich des Klimawandels sollte man dieses
genetische Potential bewahren.
Im Streuobstbau werden keine chemisch-synthetischen Pestizide und kein
künstlicher Dünger eingesetzt. Deshalb findet man auf Streuobstwiesen vor allem
standortgerechte und widerstandsfähige (alte) Sorten, die keine große Anfälligkeit für
Krankheiten besitzen.
Auch die Wuchsform spielt eine nicht unwesentliche Rolle. Auf den Obstplantagen
werden hauptsächlich niederstämmige Bäume gepflanzt, die in ihrem Wuchs eher an
Büsche erinnern, als an "Omas Apfelbaum". Die große Menge an Holz, die ein
hochstämmiger Baum auf einer Streuobstwiese produziert, ist ein guter Puffer für
den Stoffhaushalt des Apfels. Die kleineren Plantagenbäume hingegen haben kaum
Holzmasse und geben jede Nährstoffschwankung direkt an die Früchte weiter.
Dies spiegelt sich auch in der Belastung der Früchte mit Pestiziden wieder. Ein
Plantagenbaum wird bis zur Ernte bis zu 18 Mal pro Jahr gespritzt. Von den über 200
verschiedenen Mitteln lassen sich auch Spuren in den jeweiligen Äpfeln der
behandelten Bäume finden. Auf einer Streubstwiese ist dies unmöglich: Hier kann
man den Apfel direkt vom Baum pflücken und gefahrlos hineinbeißen.

WAS WIR HEUTE TUN, ENTSCHEIDET DARÜBER, WIE DIE WELT MORGEN
AUSSIEHT.
-Marie von Ebner-Eschenbach-